andreas apitz · jazz pianist · arrangeur · komponist · lehrer · autor
Die Quintfall-Sequenz
Ordnen wir die leitereigenen Septakkorde in fallenden Quintschritten an, so ergibt sich die sogenannte Quintfall-Sequenz:
I^7 - IV^7 - VIIm7b5 - IIIm7 - VIm7 - IIm7 - V7 - I^7
Sie spielt sowohl in der klassischen Musik als auch im Jazz eine elementare Rolle: Quint-Beziehungen von Akkorden sind die entscheidenden. Deshalb haben die beiden nächsten Quintverwandten des Akkords auf der I. Stufe - der auch Tonika genannt wird - aufgrund ihrer Wichtigkeit ebenfalls spezielle Namen. Die IV. Stufe heisst auch Subdominante - was soviel bedeutet wie: Akkord auf der Unter-Quint (von der Tonika aus gerechnet). Die V. Stufe wird auch als Dominante bezeichnet - das meint: Akkord auf der (Ober-) Quint.
Die Harmonik der meisten Jazz-Standards besteht zum überwiegenden Teil aus mehr oder minder grossen Ausschnitten aus dieser Quintfall-Sequenz. Dabei spielt Segment V7, I^7 - also Dominante Tonika - die entscheidende Rolle. Eigentlich ist sogar der Dominant-Septakkord V7 allein der Hauptakteur. Seine Klangstruktur (Durakkord mit kleiner Sept) erzeugt eine eindeutige Hörerwartung: dass ihm der eine Quinte tiefer angesiedelte Akkord nachfolgt. D.h., dass im Dominant-Septakkord selbst schon die Auflösung zur Tonika (als Erwartung) angelegt ist. Diese Hörerwartung ist so stark und eindeutig, dass sie sehr oft auch für Modulationen (Tonartwechsel) benutzt wird: In eine beliebige andere Tonart kann einfach durch Aufführen von deren Dominant-Septakkord übergeleitet werden.
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