Betrachten
wir noch einmal die Durtonleitern, die wir bisher gebildet haben: G-Dur
unterscheidet sich im Tonmaterial von C-Dur durch den erhöhten
Ton F#. D-Dur wiederum bringt im Vergleich zu G-Dur den Ton C# hinzu,
A-Dur hebt sich von D-Dur durch G# ab. In dieser Reihenfolge - C-Dur
/ G-Dur / D-Dur / A-Dur - angeordnet, d.h. in Quint-Abständen,
übernimmt jede Tonart die Erhöhungen der vorangegangenen und
fügt eine neue hinzu. Führen
wir diese Quintreihe weiter, so erhalten wir als nächste Tonart
E-Dur mit 4 Erhöhungen (4 Kreuz-Vorzeichen oder
Kreuzen) F#, C#, G# und D#. Die folgende Tonart B-Dur fügt
diesen als 5. Kreuz A# hinzu. Der nächste reine (!) Quintschritt
führt uns nicht etwa nach F, sondern nach F#; F#-Dur bringt es mit
zusätzlichem E# auf 6 Kreuze. Hier muss
nun auf ein interessantes Phänomen eingegangen werden: Der Ton E#
ist durch halbtönige Erhöhung aus dem Stammton E hervorgegangen.
Da aber in der Stammtonreihe zwischen E und F nur ein Halbtonschritt
liegt, ergibt es sich, dass E# und F dieselbe Tonhöhe haben. Man
nennt die Gleichsetzung identischer, aber von unterschiedlichen
Stammtönen hergeleiteten Tonhöhen Enharmonik,
je nach Fall auch enharmonische Umdeutung oder enharmonische
Verwechslung. Zurück
zur Tonart F#-Dur: warum nennen wir ihre VII. Tonleiterstufe E# und
nicht F? Vergegenwärtigen wir uns noch einmal, dass sich die
Durtonleiter aus der 7-tönigen Stammtonreihe herleitet. Das bedeutet
umgekehrt, dass in jeder Durtonleiter alle Stammtöne - sei es nun in
ursprünglicher oder erhöhter bzw. erniedrigter Form - vorhanden
sein müssen. F# - die I. Stufe - leitet sich vom Stammton F her. Es
folgen G# von G, A# von A, B, C# von C, D# von D. Nun muss sich der
Stammton E anschliessen - allerdings in erhöhter Form E# -, der so
mit einem Halbtonschritt in die VIII. Stufe F# führt. Würden
wir E# enharmonisch als F umdeuten, so käme der Stammton F in der
F#-Dur-Tonleiter zweimal vor - auf der I. Stufe als F# und auf der VII.
als F -, der Stammton E dagegen überhaupt nicht. |
|